Rolle des Gretchen
Baculus, ein etwas kauziger Schulmeister, will seine Pflegetochter Gretchen heiraten. Den fälligen Hochzeitsbraten schießt er heimlich im Revier seines Dienstherren, des Grafen Eberbach. Dummerweise wird er dabei erwischt und des Amtes enthoben. Jetzt hilft nur eine List: Die attraktive Braut soll den Grafen umstimmen, denn dessen Jagdleidenschaft gilt insbesondere den Frauen. Das ist eine schwere Prüfung für den notorisch eifersüchtigen Baculus, zumal das Paar auf dem Schloss in ein Durcheinander heikler Missverständnisse, Maskenspiele und erotischer Begehrlichkeiten gerät. Lortzings »Wildschütz« ist als Werk des Vormärz purer satirischer Zündstoff: Der Adel sehnt sich nach dem simpel-unbeschwerten Leben des Bürgers, der Bürger schielt nach den Sorglosigkeit verheißenden Talern der Begüterten. Doch das Werk blieb von der Zensur unbeanstandet, offenkundig meisterte Lortzing gekonnt die Gratwanderung zwischen gerade noch erlaubtem Witz und verbotener Kritik, auch der musikalische Gestus der schwungvoll komponierten Oper schwankt zwischen Bloßstellung und Affirmation. Am Silvesterabend 1842 wurde »Der Wildschütz« uraufgeführt; zum großen Erfolg trug der Komponist selbst auf der Bühne als Darsteller des Baculus bei.
Quelle: Landestheater Detmold